Montag, 6. Juni 2011

Live: Amplifier 02.06.2011 Schlachthof Wiesbaden

Herrliches Wetter bestimmte den Tag und den frühen Abend. Das weitläufige Gelände zwischen Hauptbahnhof und Schlachthof in Wiesbaden war gefüllt mit Menschen, die in kleinen Gruppen die Grünflächen und Bänke in beschlag nahmen und die Sonne genossen. Der Platz direkt neben dem Schlachthof-Gebäude war mit recht voll besetzten Tischen bestückt, die zum im Gebäude ansässigen Bistro gehörten. In angenehmer Biergarten-Atmosphäre konnte man nur zum Teil anhand der zur Schau getragenen Band-Shirts erkennen, wer möglicherweise zum angekündigten Amplifier-Konzert wollte. Auch als die Türen mit deutlicher Verspätung öffneten, gab es keine Schlangen, der Raum füllte sich nur langsam. Die sogenannte Räucherkammer befindet sich in einem Seitenteil des Schlachthofes und war, da die große Halle wegen Baufälligkeit zur Zeit geschlossen ist, der Veranstaltungsort. Der Raum fasst etwa 100 Zuschauer. Gewölbte Ziegeldecken wurden vonmehreren Strahlern angeleuchtet und gaben dem Raum ein warmes, diffuses Licht.Trotz der geringen Ausmaße fand neben der Bar und der kleinen Bühne auch der Merch-Stand noch einen Platz im Innern. Während ein kleines Grüppchen sich zielstrebig direkt vor der etwa um einen Meter erhöhten Bühne platzierten, blieb der restliche Raum recht lange nur spärlich gefüllt, das sollte sich auch erst während des Vorprogramms ändern.

Als Support war Charlie Barnes angekündigt. Der One-Man-Show reichten als Equipment ein Keyboard, eine Gitarre, ein Computer und eine Loop-Maschine, sein wichtigstes Instrument war seine Stimme. Mit seinem schüchternen Charme und seiner Musik, die die Vertracktheit von Oceansize und die elektronischen Spielereien von Surfjan Stevens in sich vereint, konnte er schnell das zunächst skeptische Publikum auf seine Seite bringen. Die Zuschauer ließen sich schnell anstecken von der Leidenschaft und Intensivität, die der Künstler in seine Songs und seine Stimme legte. Bei einem Song bekam er Unterstützung von Amplifier's Neil Mahony, ansonsten schaffte er es mit den oben genannten Mitteln, ein sehr gutes und mitreißendes halbstündiges Set abzuliefern, das Spaß und Lust auf mehr machte.
Charlie Barnes:


Nebel waberte über die in diffuses blaues Licht gehüllte Bühne, als sich die Hauptband endlich ankündigte. Dröhnende U-Boot-Geräusche kamen aus den Boxen, während im Hintergrund 'Octopussys Garden' von den Beatles lief. Dann kam schließlich die Band und eröffnete mit 'The Wave' vom aktuellen Album 'The Octopus'. In der nächsten Stunde folgten ausschließlich neue Stücke. Der Beginn des Konzerts wirkte sehr zerfahren, da es offenbar Probleme mit der Akkustik gab. Die oberen Boxen auf der rechten Seite fielen immer wieder aus, und es dauerte etwa eine Viertelstunde, bis dieses Problem unter Kontrolle war. Doch auch dann war der Sound ein wenig zu dumpf, und die Stimme des Sängers wie auch das Schlagzeug ein wenig zu weit hinter den ohne Zweifel beeindruckenden Gitarrenwänden. Auch die Band selbst schien mit dem Sound unzufrieden, ein ums andere Mal forderten vor allem Sel und Neil Änderungen an den Monitor-Einstellungen. Neil nahm's gelassen und machte seine Scherze mit der Situation, Sel hingegen wirkte verschlossen und konzentriert. Neuzugang Steve Durose (Ex-Oceansize) fügte sich gut ein, die zweite Gitarre bereicherte die Stücke, ohne sie zu sehr vom Original zu entfernen. Dennoch dauerte es eine Weile, bis die Stimmung in großen Teilen des Publikums aufkam. Zusätzlich zu den Soundproblemen waren zu Beginn des Konzertes zwei weitere störende Elemente vorhanden: Ein Kameramann, der zwar versuchte, sich mit seinem großen und unhandlichen Arbeitsgerät zwar versuchte kleinzumachen, aber doch störend im Weg saß, und ein Fotograf, der sich mit einer Penetranz durch die ersten Reihen hin und her drängelte, die die langsam aufkommende Stimmung direkt wieder unterdrückte. Nichts gegen Leute, die ihren Job machen wollen oder müssen, aber in diesem Fall mangelte es eindeutig an Feingefühl und Anstand.

Nachdem nun alle störenden Elemente mehr oder weniger entfernt und die Bewegungsfreiheit wieder hergestellt war, wurde es dann doch stimmungsvoller. Band und Publikum hatten sich mit den Soundproblemen arrangiert, und man konnte engagierte Musiker sehen, die ihr Handwerk verstanden und die Songs und die Stimmung darin gut ins Publikum transportieren konnten. Nachdem im Hauptteil des Konzertes ausschließlich neue Songs präsentiert wurden, folgten in der Zugabe noch einige alte Stücke. Die Stimmung war mittlerweile richtig gut, und als die letzten Töne von 'Airborne' verklungen waren, wurde die Band mit begeistertem Applaus verabschiedet.

Die Eindrücke, die nach dem Event blieben, waren überwiegend positiv. Der Sound und die damit verbundenen Probleme deckte sich mit meinen Erwartungen. Die Stimmung war zumindest in der zweiten Konzerthälfte fast sogar besser, als ich es angesichts der Größe und der Zuschauerzahl gedacht hätte. Die Erweiterung um einen zusätzlichen Gitarristen tut der Band und den Songs gut. Der Support Act war eine sehr gute Wahl und bedarf auf jeden Fall weiterer Beobachtung. Alles in allem kein überdurchschnittliches, aber doch ein gutes Konzert, das ich mit einem zufriedenen Gefühl verlassen habe.

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