Montag, 25. März 2013

Revision: Long Distance Calling -- The Flood Inside

Intensiver eingängiger Postrock, das ist man gewohnt von Long Distance Calling. Auf jedem Album ein Song mit Gastsänger, das kennt man auch. Dann kam die Nachricht, dass auf dem neuen Album 'The Flood Inside' etwa die Hälfte aller Songs von einem festen Sänger unterstützt werden. AUFSCHREI!! Long Distance Calling waren bisher sehr gut ohne Sänger ausgekommen. Warum jetzt? Warum, nach so guten Alben, wo man keinen Sänger brauchte? Als dann aber der Name fiel, war fast alles wieder gut. Martin Fischer, Sänger von Pigeon Toe und ehemals Fear My Thoughts, den ich sehr schätze, sollte doch stimmlich ganz gut zu der Band passen...

Doch zunächst beginnt das Album wie gehabt ohne Sänger, und auch im gewohnten Stil, wobei man schon aufhorchen kann, wenn in der Mitte des Openers 'Nucleus' ein bluesiges Gitarrensolo auftaucht, für das sich Henrik Freischlader verantwortlich zeichnet, den die Band als Gast gewinnen konnte. Aber insgesamt eröffnet das Album mit einem Kracher in bewährter Manier. Danach kommt der Gesang ins Spiel. In 'Inside The Flood' fügt sich die drängende Stimme von Martin Fischer optimal in den fordernden Sound der Band ein. Besser hätte es gar nicht werden können. Die Stimme ist die perfekte Ergänzung zu dem sowieso vorher schon perfekt gewesenen Sound der Gruppe, und selbst die Passagen, wo man sich (vermutlich unter Einsatz eines Vocoders) zu Mehrstimmigkeit hinreißen lässt, sind einfach nur gut. Da ist nichts gewollt und nicht gekonnt, das passt einfach. Auch in der Mischung, denn es schließt sich wieder ein instrumentales Stück an. Mit eher ruhigem ersten Teil mit E-Piano-Unterstützung und einem flotten zweiten Teil, der auf Samba-Rhythmen aufgebaut ist, ist 'Ductus' definitiv ein Highlight in einem sehr sehr guten Album. 

Es folgen weitere Gesangsstücke wie 'Tell The End', das gut auch aus der Feder des Sängers hätte stammen können, aber trotzdem unverkennbar LDC ist, und das anschließende 'Welcome Change' mit Gastsänger Danny Cavanagh (Anathema), mit einem Refrain, der ein wenig an Khoma erinnert.
'Waves' ist wieder ein Instrumentalstück, eröffnet von einem Sound- und Wortfetzen-Mix von DJ Coolmann (ehemals Fünf Sterne Deluxe) , anschließend kommt mit 'The Man Within' definitiv das beste Gesangsstück des Albums, wieder mit Martin Fischer, und mit treibenden Drums und DoubleBass und heftigen Riffs eins der härtesten LDC-Stücke überhaupt. Da freut man sich auf Live-Shows!! Das instrumentale Stück 'Breaker' nimmt viel von der Kraft des Vorgängers mit, kann aber auf über acht Minuten Länge auch mit ruhigeren Passagen oder mit Streichern hinterlegten Gitarrenwänden aufwarten. Im letzten Stück durfte sich dann der Mann an den Tasten und Rädchen ein wenig austoben, viele Synthies und elektronische Spielereien werden kombiniert mit eher zurückhaltendem Rhythmusapparat und das Album wird zu einem sehr harmonischen Abschluss gebracht.

Trotz des Sängers - oder vielleicht gerade wegen dem Sänger? - 'The Flood Inside' ist eines der besten Alben der Band überhaupt. Vielseitig, abewchslungsreich, dabei trotzdem in sich stimmig und harmonisch, übertrifft es die ohnehin schon hohen Erwartungen und zeigt, dass die Entwicklung dieser Band auf jeden Fall in die richtige Richtung geht.

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