Mittwoch, 20. März 2013

Revision: Amplifier -- Echo Street

Nach dem Experiment der Selbstvermarktung beim Vorängeralbum 'The Octopus' beschlossen Amplifier, dass sie doch lieber wieder in einer Band spielen wollen statt Label-Arbeit zu betreiben. Für das neue Album wurde also wieder eine Plattenfirma beauftragt, und zwar nicht irgendeine. Der Prog-Riese K-Scope nahm die Briten unter Vertrag, und die Jungs konnten sich wieder voll und ganz auf die Musik konzentrieren. Wie Sänger Sel Balamir in Interviews sagte, war 'The Octopus' auch musikalisch ein Experiment, jetzt wolle man allerdings wieder auf weniger ausschweifende Strukturen vertrauen.

Es geht deutlich ruhiger zu auf 'Echo Street'. 'Matmos' beginnt atmosphärisch mit cleanen, aber recht dumpfen Gitarrenklängen und schwebendem, zunächst textlosem Gesang. In über acht Minuten steigert sich der Opener noch, der Gesang bekommt Text, die Gitarren bekommen Verstärker, der Hörer bekommt gewohnten breiten Amplifier-Sound. Trotzdem bleibt das Album deutlich ruhiger als alle seine Vorgänger. Die Gitarre bleibt oft clean, das Schlagzeug ein ums andere Mal stumm. Die Hintergründe sind gefüllt mit Orgeln oder synthetischen Streichern.

Es ist Amplifier, gar keine Frage, aber man ist vom rockigen Monstertruck mit breitem Kühlergrill umgestiegen auf einen ruhigen, aber dennoch spritzigen Hybrid, der dröhnende, rockige Passagen mit eher ruhigen, zurückhaltenden Stellen vereint. Es gibt Songs wie 'The Wheel', das an die mystische Stimmung des 'Octopus' anknüpft, mit einem interessanten Melodielauf der Synthies, der sich durch das ganze Stück zieht und die ausschweifenden Eskapaden der Gitarren in geordnete Bahnen lenkt.
Experimentierfreudig bleiben die Jungs auch, nicht selten hört man vielstimmige Gesangspassagen, die zum Beispiel in 'Where The River Goes' fast schon etwas Gospelhaftes haben. Amplifier präsentieren uns hier keinen zweiten Octopus, auch das sehr gute Debüt-Album wird nicht kopiert, sondern der Hörer bekommt eine neue Facette zu sehen, die der Band gut zu Gesicht steht.
Herzstück des Albums bildet definitiv 'Extra Vehicular', das auf epischer Länge von über zwölf Minuten alles in sich vereint, was die Qualität dieses Albums ausmacht. Leise, fast schon verträumte Strophen, krachige Refrains, fetzige Soli, das sind die Mittel, mit denen um die Gunst des Hörers geworben wird. 'Echo Street' ist wieder zugänglicher, auch wenn es die eine oder andere sperrige Akkordfolge wie in 'Paris In The Spring' etwas schwer macht, einen Song zu greifen.

Das Album ist nicht ganz so still, wie die vorab veröffentlichten Interviews glauben machten. Aber es ist deutlich ruhiger als die Vorgänger, nicht mehr so homogen, dafür vielseitiger und in jedem Fall wieder sehr spannend.

Das aufwändige Artwork der Deluxe Edition ist hochwertig produziert, und die Fans bekommen mit der inkludierten EP 'Sunriders' fünf weitere tolle Songs dazu. Die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall.

1 Kommentar:

  1. Schöner Review!

    Muss mir doch glatt wohl mal die Scheibe reinziehen. :-)

    AntwortenLöschen