Montag, 21. Januar 2013

Revision: Katatonia -- The Great Cold Distance

Nachdem das aktuelle Album von Katatonia ja nicht so eingeschlagen hat, habe ich mich mal wieder einem älteren Werk der Band zugewendet. 'The Great Cold Distance' ist eines der besseren Alben der Schweden. Was macht die Qualität aus?

'The Great Cold Distance' ist ein sehr kraftvolles Album. Der Opener 'Leaders' beginnt mit breiten, düsteren Gitarrenwänden, die aber nicht matschig klingen. Die drei Gitarren grenzen sich deutlich voneinander ab, ergänzen sich aber dennoch sehr gut. Der Gesang von Jonas Renkse stellt einen guten Kontrast zu den düsteren Gitarren, da die Stimme recht weich ist, aber trotzdem über ausreichend Druck verfügt. Growls hat sich der Sänger ja schon früh wieder abgewöhnt, nach eigener Aussage sei seine Stimme dafür nicht besonders geeignet. Im Eröffnungsstück dieses Albums lässt er dennoch den einen oder anderen Schrei los, um dem Refrain mehr Intensität zu verleihen.

Die Songs sind relativ klar durchstrukturiert und wenig progressiv. Der große Pluspunkt des Albums ist tatsächlich die Homogenität und die durchgehend aufrecht erhaltene Power und Intensität. 'Deliberation' ist nur marginal ruhiger als der erste Song, und auch 'Soil's Song' fügt sich nahtlos an. Besonders hervorzuheben ist in diesem Song die Gegenläufigkeit von Drums und Gitarren, die 6/8 und 4/4 Takt miteinander verknüpfen und zu einer Einheit verschmelzen lassen. 'My Twin' beginnt mit ruhigen Klängen, dreht dann aber im Refrain wieder auf. Wieder gibt es harte Riffs, unterstützt von fast schon verspielter Lead-Gitarre und dem eindringlichen, teils auch mehrstimmigen Gesang. 

'Consternation' erinnert ein wenig an Disillusion, mit recht vertrackter Riffführung zu Beginn, und auch die Struktur des Songs ist nicht ganz so einfach gestrickt wie bei den Vorgängern. Ein Song, der sich dadurch ein wenig hervorhebt aus der Gesamtheit des Albums. 'Follower' bleibt lange relativ ruhig, die bereits bekannten schweren Riffs mit Double Bass Drum kommen erst später hinzu. 'Rusted' und 'Increase' dagegen sind von Anfang an kraftvoll und laut. Das Muster ist längst durchschaut: Krachige Refrains mit schweren Riffs wechseln sich mit ruhigeren Strophen mit melodischem Gesang und düsteren, aber harmonischen Klangteppichen im Hintergrund ab. Durch diese Vorhersehbarkeit verliert das Album ein wenig an Spannung. Hervorzuheben bleiben noch 'July' und 'The Itch', die durch besondere Riffs oder abweichende Rhythmik auffallen.

Das Album ist eines der Besseren der Band. Es ist unheimlich kraftvoll, die Mischung aus Härte und Melodik ist gut gelungen, die Platte ist sehr homogen. Dennoch muss man Abstriche machen. Vor allem die geringe Variabilität im Gesang und die Vorhersehbarkeit der Strukturen tragen dazu bei, dass das Album nicht so gut ist, wie es hätte sein können. Trotzdem ist es ein zwar wenig progressives, aber solides Metal-Werk, düster bis melancholisch, unheimlich breit im Klang, und damit immer mal wieder gern zu hören.

Das Album gibt es auch als Re-Issue im 5.1 Surround Mix und mit zwei zusätzlichen Songs.

Anspieltipps: 'The Itch', 'Leaders', 'My Twin'

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