Sonntag, 16. September 2012

Revision: The Pineapple Thief -- All The Wars

Back to the roots, back to the Prog, back to the Limited Edition mit Extradisc. Das könnte so ganz grob die Zusammenfassung zum 2012er Album 'All The Wars' von The Pineapple Thief sein. Schon der Opener 'Burning Pieces' ist kein hartes, mit elektronischen Spielereien durchzogenes Brett wie auf dem Vorgängeralbum, sondern eine zwar zackige, aber auch verspielte Nummer mit überraschenden Harmoniewechseln. Vor allem was das angeht, haben die Briten ihr Repertoire deutlich verbreitert. Im zweiten Song 'Warm Seas' gibt es ähnliche Passagen. Gerade die Hörer, die die Band schon eine Weile kennen, werden ein ums andere Mal mit unerwarteten Akkordfolgen überrascht, auch wenn der Sound diesbezüglich natürlich ähnlich den älteren Alben bleibt; man kann sich ja schließlich nicht permanent neu erfinden.

Die Verspieltheit setzt sich weiter fort, auch in 'Last Man Standing', mit dem Tremolo-Effekt auf der Gitarre und später den interessanten Hooks ist der Song eines der Highlights der Platte. Der aufgebrochene Rhythmus wird wunderbar vom Gesang umschlossen und der Song so zusammengehalten. Der epische Refrain erinnert ein wenig an neuere Elbow-Veröffentlichungen. Die latent melancholische Grundstimmung, die die Band schon immer verbreitete, zieht sich auch durch dieses Album. Vor allem im Mittelteil der regulären CD wird es insgesamt etwas ruhiger. Der Titelsong macht dabei den Anfang, akustische Gitarre, Streicherarrangements und vielstimmiger Gesang verschmelzen zu einer schönen Ballade. Streicher bleiben ein beliebtes Stilmittel, dazu gesellen sich in den weiteren Stücken wahlweise Klavier und Gitarrenriffs. Die elektronische Spielfreude des Vorgängers ist fast ganz verschwunden, das Album ist sehr organisch im Klang. Auch die Härte ist gewichen, dennoch ist die Platte rockig, nur mit weniger metallischem Einschlag. Gutes Beispiel dafür ist 'Give It Back', wo rockige Gitarrenhooks und gebrochene Schlagzeug-Beats dich zu einem krachenden Schlussteil hochschaukeln. Dann folgen wieder Klavier und melancholischere, aber auch kraftvolle Gitarren in der besonders gut gelungenen, Fünf-Viertel-Ballade 'Someone Pull Me Out'. 'One More Step Away' erinnert an den angenehmen Kitsch aus der Frühphase von Coldplay, bevor das fast zehnminütige 'Reaching Out' das Album zu einem epischen Ende bringt.

Die Bonus-CD, die in der Limited Edition enthalten ist, beinhaltet zum einen Akustik-Versionen von vielen der Stücke vom regulären Album, dazu kommen einige wenige neue Songs. Wie es sich für ein Akustik-Album gehört, ist es eher ruhig und getragen, und das Songmaterial ist so gut, dass auch die unverzerrten Versionen der Stücke einiges hermachen, allen voran 'Someone Pull Me Out'. Es lohnt sich also auf jeden Fall, man sollte auf die Bonusplatte nicht verzichten.

Dieses Album ist eines der Meisterstücke der Band. Das Songmaterial ist klasse, ebenso wie die Entscheidung, auf echtes Orchester und Chor zurückzugreifen. Der weiche, organische und unelektronische Sound steht dem Album wunderbar zu Gesicht. Es steckt voller Details, die erst nach und nach zu Tage treten, und dennoch hat man schon beim zweiten Durchlauf das Gefühl, einen alten Bekannten wiederzutreffen. Großartige Platte!

1 Kommentar:

  1. wirklich sehr gut beschrieben ... man fühlt sich sofort wohl wenn man die band hört....
    danke :)

    lg sylvia

    AntwortenLöschen