Montag, 23. Juli 2012

Revision: Leech -- If we get there one day, Would you please open the gates?

Die mit der Musik von Leech assoziierte Stimmung kommt auch auf diesem Album schnell auf. Bekannte Harmonieführung, sowie der Wiedererkennungswert, den die Instrumentierung mit unverwechselbarer Klangfärbung mit sich bringt, geben einem ein Gefühl von Zuhause. Doch man war lange nicht da, einiges hat sich geändert. Ein neuer Klangteppich im einen oder anderen Song, hier und da schmückende Elektronik-Accecoirs eingefügt ... Aber ist mehr wirklich auch mehr?

Der Sound wirkt tiefer auf den ersten Eindruck. Dafür sorgen Klavier-Passagen und vermehrter Einsatz verschiedenster Synthies. Diese geben dem Opener fast schon ein NewWave-haftes Antlitz vor klarem, geradlinigem Rhythmus. Leider geht das ein bisschen auf Kosten der Härte, die Gitarren werden ein wenig in den Hintergrund gedrängt. Das folgende Stück 'Echolon' wird von sphärischen Gitarren mit starken Echo- und Hall-Effekten dominiert. Die Melodik ist nicht so eingängig wie im erstem Song, aber man kann sich wunderbar darin fallen lassen. Auch die nächsten Stücke basieren auf klassischen Postrock-Themen; so klassisch, dass Sie fast schon ein wenig belanglos wirken. Songs im zweistelligen Minutenbereich wie 'March Of The Megalomaniacs' mit klimperndem Glockenspiel und synthetisch klingender Flöte können den Spannungsbogen nicht halten, auch wenn 'Hand Full Of Hearts, Heart Full Of Head' gute, kraftvolle Riffs vorzuweisen hat. 'Anthracite' ist ein sehr ruhiger Song, ein minimalistisches Arrangement aus Synthies, Pauken und sphärischen Gitarren. Danach folgt mit 'October' ein bereits bekanntes Stück, das auf der Split-EP '090208' enthalten war. Treibende Gitarren und Drums geben dem Song viel Drive und einen guten Spannungsbogen. 

Highlight der Platte ist 'Gravity Head', das sehr atmosphärisch beginnt, dabei aber intensiv ist und sich immer mehr steigert und aufbaut zu einem pumpenden Rhythmus mit interessant effektierten Gitarren. Die Dynamik zwischen Klangteppichen und schweren Riffs ist genau das, was die Band am besten kann, und wodurch sie sich auszeichnet. Zwingend, kraftvoll, interessant - so wünsche ich mir das. Das anschließende 'Amazing Hog' ist wieder deutlich ruhiger, im 6/8-Takt gehalten, was für das Genre eher selten ist. Herausstechend hier ist die psychedelische Solo-Gitarre im Mittelteil des Zehnminüters. Nach dem nach Explosions in the Sky klingenden 'Nearly There' schließt das Album nach über einer Stunde mit 'Endymion, das eine gute Wahl als Schlusssong ist, da er mit vielen Dur-Harmonien einen optimistischen Abschluss bildet.

Nachdem ich vom 'The Stolen View'-Album so verwöhnt wurde, war ich fast etwas enttäuscht von diesem Werk. Sicherlich ist es keine schlechte Platte, genauer betrachtet ist sie eigentlich ganz gut. Aber dennoch fehlt oftmals der Drive, die Spannung, die Intensität, die ich von Leech gewohnt bin. Vor allem im zweiten Viertel grenzt sich der Sound kaum von typischen Vertretern des Postrock-Genres ab. Damit versinkt das Album ein bisschen in der Masse und kann nur bedingt Akzente setzen.

Anspieltipp: Gravity Head

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