Dienstag, 8. November 2011

Revision: Leprous -- Bilateral

Nachdem das Dream Theater Album, das in diesem Jahr erschien, ja eher enttäuschend war, musste noch einmal nachgeprüft werden, ob das Progressive Metal Universum nicht vielleicht doch noch gute und mich ansprechende Musik zu bieten hat. Und siehe da: Ich wurde fündig. Ich entdeckte Leprous, eine norwegische Band, die schon seit 10 Jahren aktiv ist, und die in diesem Jahr ihr drittes Studio-Album 'Bilateral' veröffentlichten. Die Kraft und Melodik der mit Anleihen aus dem Avant Garde gespickten progressiven Metal-Musik waren Grund, mich eingehender mit dem Album zu beschäftigen.

Beginnend mit dem Titelsong versprühen Leprous von Anfang an ordentlich Power. Der eingängige, mehrstimmige Refrain bleibt im Ohr, das schnelle Schlagzeug und die Riffs machen Lust auf mehr. In 'Forced Entry' zeigt Sänger Einar Solberg seine Vielseitigkeit. Auch dieser Song lebt von schnellem Schlagzeug, undurchsichtiger Taktung und einer gelungenen Kombination aus harten, aber melodischen Gitarrenriffs und teils dissonanten Synthies und strotzt nur so vor Energie. Mit über zehn Minuten zeigt dieses epische Stück fast alle Facetten, die die Band zu bieten hat. Mit drei Minuten dreißig fast im Popformat folgt anschließend 'Restless', das etwas ruhiger beginnt. Die Gesangsstimme erinnert hier zum Teil an Opeths Mikael Akerfeld, wenngleich sie in der Höhe etwas schrill wird. Der Refrain besticht durch stampfenden Beat, aber auch sonst hat dieser Titel trotz seiner Kürze jede Menge Abwechslung zu bieten. 'Thorn' beginnt mit cleaner Gitarre sehr harmonisch, baut sich aber auch wieder schnell auf. Auch hier findet man einen kraftvollen geradlinigen Beat, umrahmt von breiten Gitarrenklängen, und als Kontrast dazu eher ruhige, aber etwas verspieltere Passagen.

Im Zentrum des Albums findet sich mit 'Mb. Indifferentia' eine fast schon zart und zerbrechlich beginnende Ballade, die wieder an die ruhigeren Songs von Opeth erinnert. Der Gesang ist eingängig, harmonische Gitarrenklänge mit Klavierbegleitung steigern sich zu einer intensiven, kraftvollen Metal-Ballade, vor allem der vielstimmige Gesang ist hier wieder hervorzuheben, der wunderbar mit dem Rhythmus-Apparat harmoniert. Dynamisch und eingängig, ist das eines der besten Stücke des Albums. Im kompletten Kontrast dazu beginnt das nächste Stück 'Waste Of Air' wie eine klassische Speed-Metal-Nummer, später kommen auch hier stampfende, geradlinige Rhythmen zum Einsatz, und der wiederum sehr wandlungsfähige Sänger sowie ein interessantes Synthie-Solo geben ihr Übriges hinzu. Der Song ist fast symmetrisch aufgebaut, es gibt einen ruhigen Mittelteil, Anfang und Ende ähneln sich ziemlich. In 'Mediocrity Wins' ist eine Art rhythmischer Sprechgesang die treibende Kraft, die sich wieder in eingängigen Refrains entlädt, gefolgt von 'Cryptogenic Desires', einem sehr kurzen, aber auch sehr mitreißenden Stück, das auch wieder Orhwurm-Potenzial hat. 'Acquired Taste' beginnt mit Klavier eher ruhig und etwas vertrackt, steigert sich dann aber noch zu einem starken Gitarre-Klavier-Mix, über dem wie fast immer der sehr dynamische vielstimmige Gesang thront. Im letzten Stück 'Painful Detour' findet man noch einmal alles, was Leprous an Qualitäten zu bieten hat, in über acht Minuten vereint.

Leprous überzeugt in diesem Album vor allem durch Vielseitigkeit. Dennoch ist 'Bilateral' in sich stimmig und sehr homogen. Die Gesangsqualitäten von Einar Solberg sind beachtenswert, auch wenn die schrillen Höhen oder die geschrienen Passagen vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack sind. Im Gegensatz zu dem doch ziemlich vorhersehbaren Dream Theater Album bekommt man hier viel Abwechslung geboten, das Album bleibt lange interessant. Für mich das Beste, was es im Progressive Metal Bereich in diesem Jahr gegeben hat. Ende Dezember bis Anfang Januar tourt die Gruppe zusammen mit Amorphis im deutschsprachigen Raum. Ein Konzertbesuch wäre sicherlich zu empfehlen.

Anspieltipp: Restless
 

Bandhomepage

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