Montag, 28. November 2011

Revision: Puscifer -- Conditions Of My Parole

Was macht Maynard James Keenan allein auf einem Weinberg? Naja, allein wird er wohl nicht sein. Und Wein wird er machen, doch um darüber Näheres zu erfahren, müsste man sich die Dokumentation 'Blood Into Wine' ansehen. Musik wird er wohl machen, ist er doch mit einigen seiner musikalischen Projekte weltweit berühmt geworden. Nachdem er nun eine Zeitlang mit A Perfect Circle auf Tour durch die Staaten war und die Gerüchte über neues APC- oder Tool-Material sich häufen, ist es das Projekt Puscifer, das in diesem Jahr Beleg des künstlerischen Outputs von Keenan ist.

Vier Jahre sind seit dem Erscheinen des letzten Albums vergangen, und die vor zwei Jahren veröffentlichte EP zeigte schon, dass der Weg, den Maynard mit Puscifer einschlägt, kein gerader ist. Das erste Album 'V is for Vagina' war musikalisch ziemlich weit weg von seinen bisherigen Bands, und auch wenn man dieses Album hört, findet man nur in wenigen Songs Elemente, die zumindest an A Perfect Circle erinnern, wie zum Beispiel 'Telling Ghosts'. Aber auch mit dem ersten Album hat dieses nicht mehr viel zu tun, die abgrundtiefe Stimme und die fast schon dumpfe, einprägsame Monotonie sind gewichen. Der Gesang ist wieder, wie man ihn von Maynard kennt, melodisch verspielt und mit viel Ausdruck. Als Begleitung reicht ihm eigentlich eine bluesige Gitarre und eine groovende Rhythmus-Abteilung mit dröhnendem Bass und experimentierfreudigen Drums, wie er zum Beispiel in 'Green Valley' unter Beweis stellt.

Das Album ist aber auch gespickt mit allerlei elektronischen Spielereien. Schon der Opener 'Tiny Monsters' mit elektronischen Drums und Vocoder-Einsatz zeigt dem Hörer, was er zu erwarten hat, und in regelmäßigen Abständen experimentiert Maynard mit verschiedenen Sounds und elektrischen Rhythmen. Teilweise gibt es da Anleihen aus dem Industrial-Bereich, wie in 'Toma' oder 'Man Overboard', oder aber Abschweifungen in Gebiete, die fast schon dem RnB zuordenbar sind. 'Monsoons' beispielsweise besteht aus weichen elektrischen Drums mit ein wenig Klavierbegleitung und hymnischem Gesang im Vordergrund, und auch 'Horizons' baut auf Breakbeats auf.

Dieses Album ist das bisher unruhigste und auch experimentellste Werk von Maynard James Keenan. Gerade Fans aus der Tool- und APC-Ecke werden Schwierigkeiten haben, Zugang zu finden. Maynard hat mit Puscifer offenbar ein Projekt gefunden, wo er sich einfach austoben und ein bisschen spielen und experimentieren kann. Songschreiberisch haben die Stücke sicher ihre Qualitäten, und auch musikalisch kann man dem Album einiges abgewinnen. Ein Pflichtkauf ist es allerdings nicht. Aber eine nette Überbrückung der Wartezeit bis zu vielleicht doch demnächst irgendwann erscheinenden Tool- oder APC-Alben.

Anspieltipp: Man Overboard


 

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