Mit Spannung wurde das neue Album von Anathema erwartet. Wieder einmal
gab es keine neuen Stücke, sondern eine Zusammenstellung neu
interpretierter Songs, diesmal aus der frühen, sehr Doom-lastigen Phase
der Band. Dabei wurde schon früh bekannt, dass dabei ein kleines
Orchester die zentrale, E-Gitarren eher eine untergeordnete Rolle
spielen sollten. Diese Nachricht dämpfte gleich erstmal meine Vorfreude,
da ich von den wohl akzentuierten intensiven E-Gitarren, die vor allem in
den ersten Stücken des Vorgänger-Albums verwendet wurden, sehr angetan
war. Dennoch versuchte ich, vorurteilsfrei an dieses Album heranzugehen,
was mir recht leicht fiel, weil ich erst im Nachhinein die originalen
Songs zum Vergleich herangezogen habe.
In den ersten Stücken
werden durch weiche Klangteppiche und überlegt eingesetzte Melodien auf
Klavier und Gitarren sehr schöne Spannungsbögen aufgebaut, vor allem
'Kingdom' sticht hervor und zeigt die Qualitäten, die die Band in ihrem
Stil einzigartig machen. Im weiteren Verlauf beginnt jedoch die Spannung
zu zerfließen, der Sound wird zunehmend breiiger. Es gibt nur noch
wenige Stücke, die hervorstechen. Verspielte, teils minimalistische
Melodiepassagen und der spärliche Gesang von Vincent Cavanagh und
Gastsängerin Anneke van Giersbergen (The Gathering) setzen kleine
Akzente, doch ohne die teils wuchtigen und basslastigen Gitarren, die
die Originale geprägt hatten, verlieren die Songs deutlich an Intensität
und Kraft. Die meiste Zeit hat das Album eher den Charakter eines
klassischen Filmsoundtracks. Sicherlich ein guter, mit Höhepunkten wie
'Sunset of Age' oder dem bereits erwähnten 'Kingdom'. Dennoch hatte ich nach
dem überaus guten letzten Album ein wenig mehr erhofft.
Im Gegensatz zu Anathemas erstem Selbstcover-Album 'Hindsight' ist es hier nicht ganz gelungen, die Songs in der gleichen oder gar besseren Qualität in ihren neuen Sound zu transportieren. Die Melodien und Harmonien sind ambitioniert, aber letztlich macht sich doch so etwas wie Belanglosigkeit breit. Es fehlt die Intensität, die der Band zuletzt zu viel Beachtung in der Musikszene verholfen hat. Schade; nicht wirklich schlecht, aber da wäre mehr drin gewesen.
Anspieltipp: 'Sunset of Age'
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