Dienstag, 4. Oktober 2011

Revision: Anathema -- Falling Deeper

Mit Spannung wurde das neue Album von Anathema erwartet. Wieder einmal gab es keine neuen Stücke, sondern eine Zusammenstellung neu interpretierter Songs, diesmal aus der frühen, sehr Doom-lastigen Phase der Band. Dabei wurde schon früh bekannt, dass dabei ein kleines Orchester die zentrale, E-Gitarren eher eine untergeordnete Rolle spielen sollten. Diese Nachricht dämpfte gleich erstmal meine Vorfreude, da ich von den wohl akzentuierten intensiven E-Gitarren, die vor allem in den ersten Stücken des Vorgänger-Albums verwendet wurden, sehr angetan war. Dennoch versuchte ich, vorurteilsfrei an dieses Album heranzugehen, was mir recht leicht fiel, weil ich erst im Nachhinein die originalen Songs zum Vergleich herangezogen habe.

In den ersten Stücken werden durch weiche Klangteppiche und überlegt eingesetzte Melodien auf Klavier und Gitarren sehr schöne Spannungsbögen aufgebaut, vor allem 'Kingdom' sticht hervor und zeigt die Qualitäten, die die Band in ihrem Stil einzigartig machen. Im weiteren Verlauf beginnt jedoch die Spannung zu zerfließen, der Sound wird zunehmend breiiger. Es gibt nur noch wenige Stücke, die hervorstechen. Verspielte, teils minimalistische Melodiepassagen und der spärliche Gesang von Vincent Cavanagh und Gastsängerin Anneke van Giersbergen (The Gathering) setzen kleine Akzente, doch ohne die teils wuchtigen und basslastigen Gitarren, die die Originale geprägt hatten, verlieren die Songs deutlich an Intensität und Kraft. Die meiste Zeit hat das Album eher den Charakter eines klassischen Filmsoundtracks. Sicherlich ein guter, mit Höhepunkten wie 'Sunset of Age' oder dem bereits erwähnten 'Kingdom'. Dennoch hatte ich nach dem überaus guten letzten Album ein wenig mehr erhofft.

Im Gegensatz zu Anathemas erstem Selbstcover-Album 'Hindsight' ist es hier nicht ganz gelungen, die Songs in der gleichen oder gar besseren Qualität in ihren neuen Sound zu transportieren. Die Melodien und Harmonien sind ambitioniert, aber letztlich macht sich doch so etwas wie Belanglosigkeit breit. Es fehlt die Intensität, die der Band zuletzt zu viel Beachtung in der Musikszene verholfen hat. Schade; nicht wirklich schlecht, aber da wäre mehr drin gewesen.

Anspieltipp: 'Sunset of Age'

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen