Sonntag, 2. Oktober 2011

Live: 5th Anniversary of Progressive Promotion Festival

"Das Rind", Rüsselsheim
Es ist Samstag, der 01. Oktober. Der Herbst ist wahrhaft golden, das Wetter optimal, und vor dem "Rind" in Rüsselsheim herrscht gemütliche Biergartenatmosphäre, während drinnen schon die erste Band des Abends spielte.Der schmale Weg, der zum Eingang des Konzertraumes führte, war von Merch-Ständen und den davor stehenden Kunden gesäumt, was den Durchgang recht eng machte. Der Raum selbst war recht klein, etwa 100 bis 150 Zuschauer fassend. Der Eingang befand sich vorne links neben der Bühne, im hinteren Bereich gab es eine kleine Bar.

Die erste Band des Abends war Retrospective, genau wie der spätere Headliner eine polnische Gruppe. Die fünf Musiker spielten ambitioniert und technisch gut, und die Freude über den Auftrett war ihnen deutlich anzumerken, den sie erhalten haben, weil zwei andere Bands, die ursprünglich gebucht waren, absagen mussten. Vor allem die charismatische Sängerin schaffte es, das offene und gut gelaunte Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Die deutlich von Riverside beeinflusste Musik kam gut an. Ein gut gelungener Opener für diesen Festival-Abend, der Hoffnung auf mehr machte.


M!ndgames
Nach einer Umbaupause, in der die meisten Besucher den Saal verließen, um zu rauchen, oder der doch teils sehr stickigen Hitze zu entkommen, standen M!ndgames auf dem Programm. Im Vergleich zu den jungen, gefühlsbetonten Musikern von Retrospective war hier eher deren Elterngeneration auf der Bühne. Der Neo-Prog, den sie spielten, lehnte sich sehr an den Sound von Arena  oder ein bisschen auch von Rush an. Sänger Bart Schram unterstützte die Geschichten, die in den Songs erzählt wurden, mit großen Gesten und teilweise auch Kostümierung. Die Musiker um ihn herum wurden da nicht mit einbezogen, und immer, wenn der Sänger vom Mikrofon zurücktrat, blieb nur die Musik, aber optisch ein Vakuum. Dennoch waren große Teile des Publikums begeistert und forderten nach dem Konzert eine Zugabe. Diese wurde jedoch vom Veranstalter verwehrt, was Unmut und Buh-Rufe nach sich zog. Die erste Band durfte einen zusätzlichen Song spielen. Bestimmt fünf Minuten verblieben M!ndgames auf der Bühne und versuchten die Technik zu bewegen, die Kanäle wieder hochzuziehen. Aber es war nichts zu machen. Schade für die Gruppe, dass der Veranstalter hier so sehr auf seinen Zeitplan pochte. Man muss aber auch sagen, dass die Band mit ihrem Neo Prog doch nicht ganz zu den anderen Bands passte, die eher melancholisch emotional mit mal mehr und mal weniger deutlichem Metal-Anteil war.



Der nächste Auftritt war der von Subsignal. Die ursprünglich aus Sieges Even hervorgegangene Gruppe hat kürzlich ihr neues Album veröffentlicht, spielte aber beim Konzert viele Songs von  ihrer ersten Platte. Der sympatische Sänger Arno Menses war der Mittelpunkt der Show, doch hier wurden auch die anderen Musiker wie der eher introvertiert wirkende Gitarrist Markus Steffen mit einbezogen, und auch die anderen Musiker zeigten deutlich mehr Aktion auf der Bühne, was den Auftritt sehr authentisch machte. Der harte, von Progmetal beeinflusste Sound sowie der Sänger, der das Publikum immer wieder antrieb, kamen sehr gut an und die Stimmung war gigantisch. Die Bnd schaffte es optimal, ihren Sound ins Auditorium zu transportieren und alle anzustecken. Für mich persönlich war das die Top-Entdeckung des Abends, denn abgesehen vom Headliner, der nun folgen sollte, waren mir alle anderen Gruppen bisher unbekannt gewesen.


Vor dem Auftritt von Riverside kam ein wenig Ungemach auf. Viele Zuschauer waren schon wieder im Saal, der Umbau quasi abgeschlossen, als eine Durchsage das Publikum aufforderte, den Saal wieder zu verlassen, da die Band sich noch einmal "mit technischen Schwierigkeiten" auseinandersetzen und dabei "ungestört arbeiten" wollte. Das stieß bei vielen Zuschauern auf Unverständnis, zumal z.B. einige Monate zuvor bei der Night of the Prog auf der Loreley der Soundcheck auch vor dem Auditorium durchgeführt wurde. Aus Kreisen des Veranstalters konnte man vernehmen, dass die Band am Mittag wohl schon kurz davor gewesen sei, das Konzert abzusagen. Im Publikum hörte man dann Worte wie "Starallüren", es wurde gemutmaßt, dass die Band mit der Größe der Location nicht einverstanden war. Die Zuschauer standen nun also in der oben schon beschriebenen engen Gasse vor dem Eingang, und die Gruppe ließ sich nun fast eine Dreiviertelstunde Zeit für ihren Soundcheck, was die Stimmung nicht unbedingt besserte. Als die Tür wieder öffnete, befürchtete man schon einen nur einstündigen, lustlos vorgetragenen Auftritt. Doch weit gefehlt: Kaum auf der Bühne, gaben die Jungs um Frontmann Mariusz Duda alles, um das verstimmte Publikum wieder auf ihre Seite zu bringen. Der Sound war gut, Mariusz interagierte von Anfang an mit dem Publikum, und auch die anderen Musiker legten eine Spielfreude an den Tag, die die lange Wartezeit schnell vergessen ließ. In einem mit Zugabe fast zweistündigen Set spielte die Band viele neue Songs von der aktuellen EP oder dem letzten Album. Wer auf ältere Stücke von den ersten Alben gehofft hatte, wurde enttäuscht, aber wirklich enttäuscht war im Saal wohl niemand, und als kurz vor 1 Uhr der Vorhang fiel, waren alle froh über den doch noch guten Ausgang eines teilweise skurrilen Abends.



Band-Hompages:
Retrospective
M!ndgames
Subsignal
Riverside

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