Dienstag, 9. August 2011

Revision: Disillusion -- Back To Times of Splendor

Das Feld härterer progressiver Musik ist breit gefächert. Es gibt so viele Unterschiede und Einflüsse, dass es gar nicht so einfach ist, all diesen Subgenres ihre eigene Schublade zu geben. Wie auch beim Progressive Rock ist es aufgrund der Vielschichtigkeit oft sogar gar nicht möglich, eine der Schubladen zu benutzen, die wir so gewohnt sind. Das gilt auch für die Band Disillusion aus Leipzig, die ursprünglich mal - mit zum Teil anderer Besetzung - als Thrash Metal Band starteten. Trotz ihrer starken Wandlung, die Sie durchlebt haben, sind ihre Wurzeln nicht zu überhören, auch wenn der Sound jetzt deutlich progressiver, schwerer und durchzogen mit Death und Black Metal ist. Es gibt Menschen, die behaupten, das 2004er Album 'Back in Times of Splendor', das das erste reguläre Album der schon seit 1994 existierenden Band war, sei das beste harte Progressive Metal Album überhaupt. Ein Grund mehr, sich die Platte mal unter die Lupe zu nehmen.

Das Album beginnt laut und ungestüm. Harte Riffs, schnelles Schlagzeug und die geschrienen Strophen des Openers 'And The Mirror Cracked' zeugen von der Thrash-Vergangenheit, während die unstete Struktur und die ständigen Taktwechsel dem Stück einen sehr progressiven Charakter geben. Auch der Wechsel zwischen harten Passagen auf der einen, und sehr ruhigen Teilen mit cleaner Gitarre und Klavier verstärkt die Intensität der Musik. Auch in 'Fall' werden vertrackte Akkordfolgen, die sich ganz klar der Stimme unterordnen, von doch recht eingängigen Riffs abgelöst. 'Alone I Stand In Fires' schließt sich dem an; hier gibt es Passagen, die mich (abgesehen von der Stimme) ein wenig an Mastodon erinnern. Dieser Song baut fast ausschließlich auf Härte und Geschwindigkeit, endet jedoch mit klassischen Klavierklängen bereitet dabei aber sehr gut den Weg für den Titelsong 'Back To Times of Splendor', der Herzstück und definitiv der Höhepunkt des Albums ist. Dieses beginnt mit Streichern, nimmt aber schnell an Fahrt auf. Der epische Charakter wird vor allem durch die langen ruhigeren Abschnitte im Mittelteil und die erneute Steigerung zum Ende hin erzeugt. Aber auch der ruhige Part drückt und drängt forsch vorwärts und der Song wird dadurch keinesfalls langweilig. Erinnert etwas an die ruhigen Opeth-Stücke, auch wenn Sänger Andy Schmidt da nicht mit Opeths Akerfeldt mithalten könnte. Die Stimme insgesamt ist unrunder, was aber in diesem Fall sehr gut zur Musik passt. Der nächste Song 'A Day By The Lake' ist der kürzeste, vor allem auch von der Struktur her klarste und ruhigste Song, der fast schon zum Mitsingen einlädt. Auch der letzte und wieder epische lange Song 'The Sleep Of Restless Hours' beginnt nit gezupften Nylon-Saiten, um dann mit harten Riffs fortzufahren. Hier tobt sich die Band nochmal aus. Bisweilen hymnische Passagen machen den Song absolut passend für einen Abschusssong, der sich noch einmal hoch auftürmt und dann langsam ausfadet.

Mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Growls und Shouts ergänzt Sänger Andy Schmidt perfekt die thrashigen und vertrackten Riffs. Trotz aller Vertracktheit ist die Musik in sich stimmig und rund. Handwerklich absolut spitze, ist die Musik genau das Richtige für Leute, die gern kopfüber in ein Meer lauter Gitarren eintauchen. Für den gut sortierten Plattenschrank unbedingt zu empfehlen.

Anspieltipp: Back To Times of Splendor

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