Dienstag, 28. Dezember 2010

Retrospect: Jahresrückblick 2010 - Platten des Jahres

Die folgenden Einträge werden unter dem Label Retrospect stehen: Hier werde ich versuchen, das Jahr 2010 noch einmal aus meiner Sicht einigermaßen übersichtlich zusammenfassen. Ich hoffe, dass mir das gelingen wird, auch wenn ich noch nicht so genau weiß, was ich alles mit hineinnehmen soll. Ich grüble schon eine Weile über ein geeignetes Konzept nach, komme aber auf keinen grünen Zweig. Deshalb fange ich jetzt einfach mal an und hoffe, dass das Ergebnis brauchbar ist. Ich erhebe auch keinesfalls den Anspruch, alles einigermaßen Erwähnenswerte auch anzusprechen. Die hier dargelegten Platten zum Beispiel sind einfach die, die mich in dem Jahr am meisten beschäftigt haben, und die in meinem Fokus waren. Sicherlich gibt es viele gute Sachen, die sich außerhalb meines Blickfeldes befanden und es immer noch sind.


Meine Top 5 Alben 2010



5. Karnivool -- Sound Awake
Das Album der australischen Rockband mit progressivem Einfluss erschien in deren Heimat schon Mitte 2009. Nachdem es dort sehr erfolgreich war (Platz 2 in den australischen Album-Charts), wurde es Anfang diesen Jahres auch in den USA und in Europa veröffentlicht. Musikalisch unterscheidet es sich nur in Details vom Vorgänger-Album Themata. Die Tracks sind etwas länger und etwas atmosphärischer geworden, aber es sind immer noch interessante und dennoch eingängige Gitarrenriffs sowie die markante Stimme von Sänger Ian Kenny, die den sehr intensiven Sound von Karnivool ausmachen. Auch live konnten die Jungs auf diversen Konzerten in Deutschland ihre Qualitäten zeigen; ich konnte mir zwar leider selbst kein Bild machen, habe aber nur positive Meinungen zu den Auftritten gehört. Nach Abschluss der Tour will die Band beginnen, Material für ein drittes Album zu sammeln. Hoffentlich können sie die Frische und enorme Intensität in ihrem Sound bewahren, und ebenso hoffe ich, dass die große Qualität der Band auch hierzulande mehr Leute zu schätzen lernen.

 4. Anathema -- We're Here Because We're Here
Anathema sind mit dem aktuellen Album endgültig in der progressiven alternativen Rockmusik angekommen. Nachdem die Band ihr letztes reguläres Studioalbum A Natural Disaster im Jahr 2003 veröffentlicht hatten, folgte eine lange Durststrecke und eine schwierige Zeit für die Band. Mit Unterstützung von Steven Wilson konnten die Jungs um die Cavanagh-Brüder diese Phase überwinden, und nachdem 2008 die Accustic-Compilation Hindsight bei einer neuen Plattenfirma veröffentlicht wurde, folgte nun neues Material. Das Album ist insgesamt sehr harmonisch und homogen. Die Kombination aus harten Gitarrenklängen mit Klavier und einer eindringlichen, klaren Stimme lässt die einzelnen Stücke zu einer runden Gesamtheit verschmelzen, die dennoch nicht einseitig wirkt. Im Moment ist eine Tournee geplant mit Terminen in Großbritannien und Frankreich (22.02.2011 in Straßburg ist vielleicht für den Einen oder Anderen ein Thema). Ansonsten hoffe ich natürlich auf weitere Alben.

3. Demians -- Mute
Nachdem das Debüt-Album von Demians ein sehr rundes, harmonisches, in sich geschlossenes war, ist das aktuelle Werk des Multi-Instrumentalisten und Einzelgängers Nicholas Chapel deutlich rauher und unruhiger. Das tut der Qualität jedoch keinen Abbruch. Die Platte ist, was das songschreiberische Potenzial angeht, dem Vorgänger gleichwertig. Die Stimmung ist natürlich eine ganz andere, was mich zu Beginn auch etwas irritiert hat. Aber nach einigen Durchläufen schmiegt es sich ans Ohr wie der Maler an die Muse. Die fordernde Stimme, die ausgefeilten Arrangements und die Mischung aus härteren und ruhigeren Songs machen das Album zu einem Genuss, der viel zu schnell zu Ende ist. Live scheint Chapel und seine extra für Konzerte zusammengestellte Truppe nicht so richtig zu zünden, aber wenn der Frontmann weiterhin solch hohe Qualität auf CD abliefert, werde ich zumindest den Tonträgern treu bleiben.

2. Lunatic Soul -- Lunatic Soul II
Das zweite Werk des Riverside-Frontmannes Mariusz Duda ist nicht nur optisch eine Fortsetzung des Debüts. Nachdem das erste Album den Tod als Thema hatte, wird der Gedanke nun weitergeführt. Neun Songs lang beschäftigt sich Lunatic Soul II mit dem, was nach dem Tod kommen könnte. Die progressiven, atmosphärischen Klänge, die mit vielen orientalisch anmutenden Melodien gespickt ist, ergeben ein stimmiges, spirituell angehauchtes Werk mit deutlichen psychedelischen Tendenzen. Mariusz Duda sagte in einem Interview, das ich las, dass dieser Zyklus mit dem zweiten Album abgeschlossen ist, dass er aber weiter unter dem mittlerweile recht bekannt gewordenen Pseudonym Musik machen wird. In nächster Zeit wird er sich jedoch wahrscheinlich erstmal wieder seiner Band Riverside widmen, die ja im kommenden Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Bin mal gespannt, womit da zu rechnen ist. Eine Live-DVD erschien ja schon im letzten Jahr.

1. Oceansize -- Self Preserved While The Bodies Float Up
Dieses Album habe ich ja an dieser Stelle schon ausgiebig besprochen. Es ist sicher nicht so rund wie einige der Vorgänger-Werke der Band. Dass es trotzdem nicht nur in meiner Hitliste ganz oben steht, spricht für die außergewöhnliche Qualität, die die Jungs aus Manchester abliefern. Harte, laute Rocksongs und leise, verspielte Stücke verbinden sich zu einem Ohrenschmaus, den man immer und immer wieder genießen will. Die unglaubliche Klangdichte und Vielschichtigkeit lassen fast bei jedem Hörgang Neues entdecken. Auch wenn ein Großteil der alteingesessenen Fangemeinde das Album deutlich hinter die beiden Erstlingswerke der Band (Effloresce, Everyone Into Position) stellt, bleibt festzuhalten, dass diese Scheibe bei mir deutlich öfter in der Rotation läuft als die eben genannten. Ich denke, dass Oceansize sich in eine Richtung entwickeln, die mir in den kommenden Jahren sicher noch viel Freude bereiten wird.

Soweit also meine Top 5 Alben des Jahres 2010. In folgenden Blogs werde ich noch weitere Retrospektiven vornehmen. Schaut also ruhig immer mal wieder vorbei.

2 Kommentare:

  1. Von Karnivool habe ich schon vieles gehört, nur noch nicht die Musik :)
    Werde ich mir dieses Jahr dann vielleicht doch mal geben.

    Die Anathema ist meine persönliche Nr. 1 finde es durch und durch super.

    Von Demians habe ich dieses Jahr zuerst das Debüt kennen gelernt, von daher war es ein wenig zu anstrengend, direkt 2 Alben zu erschliessen. Vor allem weil die Mute nicht so auf Anhieb zündet.
    Vertraue dir da einfach mal und packe das Album auf die Liste mit Karnivool ;)

    Zu Oceansize: Ja ist ein gutes Album aber mir hat dieses Unrunde einfach alles vermiest. Es sind viele einzelne gute Songs drauf, sogar großartige Songs. Build us a rocket then..., Oscar und Silent/Transparent und Super Imposter z.B.
    Aber die ruhigeren Songs haben mir auf der Home&Minor besser gefallen.

    Deswegen muss ich leider sagen, persönliche Enttäuschung des Jahres.

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  2. 'Mute' hat bei mir auch nicht direkt gezündet, da ich ein ähnlich kompaktes und homogenes Album wie das Debüt erwartet habe. Aber wenn man sich von der Vorstellung löst, dass das so sein müsste, sondern sich einfach mal mit offenen Ohren zurücklehnt, dann ist es ein Hochgenuss.

    Zu Oceansize: Die 'Home & Minor' ist in sich sehr stimmig, und ich stimme dir zu, dass die Songs wirklich gut sind. Aber auf dem Album wären sie glaube ich nicht so rüber gekommen wie jetzt auf der EP. Denke, das war auch der Grund dafür, dass man sie gesondert veröffentlicht hat. Mike hat glaubich auch nach der Veröffentlichung der EP irgendwo (facebook?) gesagt, dass die Songs auf dem neuen Album und die auf der EP ganz verschiedene Stimmungen wiedergeben...

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