Freitag, 31. Dezember 2010

Retrospect: Jahresrückblick 2010 - Erwähnenswertes

Im zweiten Teil von Retrospect möchte ich bunt gemischt verschiedene Dinge ansprechen, die in diesem Blog bisher keine Beachtung fanden. Das sind zum Teil Platten oder Künstler, deren Wert erst mit der Zeit erkennbar wurde, oder aber auch Musik, die im Nachhinein vielleicht doch nicht so gut war wie der erste Hörgang versprach. Auf jeden Fall aber Sachen, die hier bisher nicht besprochen wurden.

Erwähnenswertes

Serj Tankian: Garagen-Pop?
Im September 2010 veröffentlichte Serj Tankian, die eine Hälfte der Kreativ-Abteilung von System of a Down, sein zweites Soloalbum, das ich mit viel Vorfreude erwartet habe. Im Vorfeld hatte ich viel über diese Platte gelesen; über den Perfektionismus in der Produktion, die Experimentierfreude im Sound, und dass es so anders klingen würde. Der erste Hörgang bestätigte diese Meinung. Ich war eher skeptisch, was ich mit dieser Entwicklung anfangen sollte. Die harten, schnellen Gitarrensounds, die zusammen mit der schon ziemlich schrillen Stimme des Sängers den speziellen Stil von System of a Down geprägt hatten, waren auf diesem Album fast gänzlich verschwunden. Statt dessen fand man Orchester-Arrangements und Plastik-Drums aus der Dose. Erst nach mehrmaligem Hören wurde ich einigermaßen warm mit den neuen Stücken. Trotz allen Änderungen war die Handschrift von Serj Tankian noch immer klar zu erkennen, und sein Schreibstil mit den Melodien und Harmonien, denen man den Armenier anhört, hat mir schon immer gut gefallen. Das Experiment mit den orchestralen Klängen hätte auch besser ankommen können, wenn sich nicht so viele Synthesizer-Elemente eingeschlichen hätten. Auch die Drums aus der Dose vermitteln den Eindruck, dass man hier billig produzierte Popmusik um die Ohren bekommt, und nach allem, was ich über die Produktion des Albums lesen konnte, ist dies ganz und gar nicht der Fall. Tipp für's nächste Mal: Mehr Handgemachtes bitte! Und da man ja jetzt auch wieder mit System of a Down unterwegs ist, könnte man sich vielleicht auch wieder von härteren Klängen inspirieren lassen.
Youtube: Serj Tankian -- Disowned Inc.

Antimatter: Memoiren?
Mick Moss ist allein. Wenn man diesen Satz so liest, klingt er ganz schön traurig. Genau wie Moss es mag, und wie es zu Antimatter passt, die sich selbst ja gern als 'traurigste Band der Welt' bezeichnet. Seit dem Meisterstück Leaving Eden, das nach der Trennung von Duncan Patterson entstand, sind einige Jahre ins Land gegangen. Doch es gibt ein Lebenszeichen von Antimatter: Mit Alternative Matters kommt ein Best-Of der etwas anderen Art. Ähnlich wie Hindsight von Anathema wurden alte Songs in neuem Gewand auf 2 CDs (Limited Deluxe Edition: 3) gepackt. Dazu gehören seltene Live-Aufnahmen genauso wie Remixes und alternative Versionen ihrer besten Stücke. Für Fans ist das sowieso ein Muss, aber auch sonst kann man diese CD gut hören, wenn man auf ambiente, traurige Gitarrenmusik steht.Was bleibt, ist die Frage, wie es mit Antimatter weitergeht. Der Weggang von Patterson hat der Kreativität von Moss offensichtlich nicht geschadet, und für live-Auftritte werden regelmäßig verschiedene Musiker zusammengecastet. Doch warum jetzt dieses Album? Einfach nur, weil es so lange nichts gab? oder ist das der Abgesang einer Band, die am Ende ihres Schaffens angelangt ist? Offiziell war da noch nichts zu hören, was in diese Richtung deuten könnte. Warten wir ab ...

Filter - No more trouble?
Nachdem die einzhelnen Mitglieder von Filter, allen voran Frontmann Richard Patrick, mit diversen Nebenprojekten beschäftigt waren, war dieses Jahr mal wieder Zeit für ein neues Filter-Album. Die Besetzung der Band hat zum Teil gewechselt, der Sound ist besser geworden. Nachdem das Vorgänger-Album ja eher mittel bis schlecht war, kann man auf The Trouble With Angels wieder rocken. Eingängige, harte Songs mit markanten Riffs und Patricks unverwechselbarer Stimme geben dem Album wieder etwas Frisches. Vielleicht ist sein Zenit doch noch nicht überschritten. Jedenfalls wehrt Patrick sich nach Kräften. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen und hat nur knapp meine persönlichen Top 5 verpasst. Reinhören sollte man auf jeden Fall mal.
Youtube: Filter -- Absentee Father

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen