Sonntag, 24. Oktober 2010

Top-Thema: Mike Portnoy trennt sich von Dream Theater

Dream Theater, die unbezwungenen Herrscher im Olymp des Progressive Metal, sind um eine schillernde Lichtfigur ärmer: Mike Portnoy, Schlagzeuger, Gründungsmitglied und heimlicher Frontmann der Band, wirft das Handtuch. Anfang September begründete er die Trennung in einer offiziellen Presseerklärung* damit, dass er mit dem seit 20 Jahren währenden Schreiben-Aufnehmen-Touren-Zyklus ein Problem habe, dass er daher keine Zeit für seine diversen ihm sehr ans Herz gewachsenen Nebenprojekte (zum Beispiel Transatlantic, Avenged Sevenfold, OSI) habe. Lange Gespräche mit der Band hätten ergeben, dass seine Kollegen mit einer Pause nicht einverstanden wären, sondern statt dessen lieber allein weitermachen wollten. Offenbar waren Portnoys Ex-Bandkollegen wenig verständnisvoll und konnten scheinbar seinen inneren Konflikt sowie den Wunsch nach einer Pause nicht nachvollziehen. Statt dessen versprechen sie den Fans in ihrer eigenen Pressemitteilung, dass der Zyklus sich weiterdreht: Die Aufnahmen zum neuen Album sollen planmäßig im Januar 2011 beginnen, und eine Welt-Turnee soll folgen.


Was kann nun aus dieser Trennung erwachsen? Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Mike Portnoy wahrscheinlich schon zum nächsten Album zurückkommen wollen würde. Das kann natürlich sein, denn das ist es ja offenbar, was er die ganze Zeit über wollte. Fraglich bliebe dann natürlich, ob die Band ihr abtrünniges Kind wieder aufnehmen würden. Da die Band eine Trennung auf Zeit immer ablehnte, glaube ich das kaum. Ich denke aber auch, dass Portnoy nach 20 Jahren Dream Theater nicht aus einer plötzlichen Laune heraus mit der Band gebrochen hat. Er selbst schreibt auch, dass der Prozess, der dazu geführt hat, mindestens ein Jahr gedauert habe. Ich denke, dass er sich jetzt mit freiem Kopf und viel Eifer an seine neuen Aufgaben und Ziele machen wird. Ob Mike Portnoy Dream Theater wirklich braucht? Das glaube ich nicht.


Aber wie sieht es anders herum aus? Wieviel ist Dream Theater noch ohne Mike Portnoy? Das ist für mich die große offene Frage. Das kreative Duo Portnoy und Petrucci, die bisher den Hauptteil der songschreiberischen Arbeit bei der Band übernommen hatten, sind getrennt. Wird John Petrucci diese Aufgabe nun allein stemmen? Oder werden die anderen Bandmitglieder jetzt stärker zum Zuge kommen? Vor allem James LaBrie, der sich ja zurzeit auch noch in seinem mehr oder weniger erfolgreichen Soloprojekt austobt, scheint ja zumindest ambitioniert zu sein. Doch wohin wird sich der Sound von Dream Theater entwickeln, wenn LaBrie's weniger progressiven, dafür härteren Klänge in die Musik der Band mit einbezogen werden?


Den Sound von LaBrie finde ich soweit ganz annehmbar, allerdings unterscheiden sich seine Sachen schon essenziell von der Linie, die Dream Theater bisher verfolgt, und mit der die Band über all die Jahre hinweg so erfolgreich sein konnte. Ich denke, aus einer gesunden Mischung aus LaBrie und Petrucci kann sicher etwas Neues, etwas Gutes hervorkommen. Allerdings wird es ein Ballanceakt, auch die alteingesessenen Fans auf diesen neuen Weg mitzunehmen. Ob ihnen das gelingt, bleibt abzuwarten.

Mike Portnoy's Presseerklärung
** Presseerklärung von Dream Theater

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