Mittwoch, 6. Oktober 2010

Revision: Porcupine Tree -- Stupid Dream

Aus gegebenem Anlass laufen bei mir momentan wieder vermehrt Porcupine Tree -  Alben in der engeren Rotation. Dabei erscheint mir das Album Stupid Dream als besonders wertvoll. Zum Einen war es ein wichtiger Wegweiser für den (auch kommerziellen) Erfolg der Band. Zum Anderen konnte, im Vergleich zu den Vorgänger-Alben, ein deutlicher Stilwechsel ausgemacht werden, der zwar zunächst die alteingesessenen Fans der Band verunsicherten, der aber von einer großen Anzahl neuer Hörer begeistert aufgenommen wurde, und der meiner Meinung nach bis heute den Stil von Porcupine Tree prägt.

Verspielte Klavier- und Gitarren-Passagen, getragene, tiefe Sehnsucht weckende ambiente Synthesizer-Klänge, harte Riffs ... All das kann man finden, wenn man sich auf die Entdeckungsreise begibt, zu der dieses  Album einlädt. Stupid Dream überzeugt durch die unglaubliche Tiefe der einzelnen Stücke und die exzellente Zusammenstellung der Songs. Dadurch entsteht ein Gesamtwerk, das in sich stimmig ist, ohne monoton zu sein, abwechslungsreich und dennoch homogen.
Der Opener Even Less zeigt deutlich, dass Steven Wilson mehr Geradlinigkeit und Brit Pop Einflüsse in seiner Musik verarbeitet. Der Song ist fast schon wie eine Vorschau auf das ganze Album zu sehen; es gibt harte und eingängige Riffs, aber auch balladenhafte Passagen mit cleaner Gitarre und Klavier, ebenso wie Streicherparts und verspielt anmutende Gitarrensoli. Das folgende Piano Lessons hat mit seinen für Porcupine Tree schon fast ungewöhnlich kurzen 4,21 Minuten, einer klaren Song-Struktur, einer eingängigen Melodie und mehrstimmigem Refrain deutlichen Hit-Charakter und war deshalb auch als Single ausgekoppelt. Nach der kurzen Instrumental-Interlude Stupid Dream wird es wieder verspielter, die Gitarrenriffs weichen lockeren Klavierparts und einem Glockenspiel im Hintergrund von Pure Narcotic. Eine interessante Bassline bildet den Einstieg in Slave Called Shiver, wo mit verschiedenen E-Gitarren- und Orgel-Sounds experimentiert wird. Das anschließende Don't Hate Me bildet aus meiner Sicht den Höhepunkt des Albums. Ein ambienter, ein wenig düsterer Beginn mündet in ausschweifende Passagen mit Gitarren-, Saxophon- und Flötensoli im Charakter einer Session. Ein genialer Gitarrenlauf zieht sich dabei wie ein roter Faden durch den Song und führt den Hörer nach über acht Minuten wieder auf den Boden zurück.
This Is No Rehearsal, ein fast schon straighter Rocksong, wird wieder abgelöst vom schwebenden Baby Dream In Cellophane, an das sich das wieder sehr nach Brit Pop klingende Stranger By A Minute anschließt. Das von Streichern dominierte A Smart Kid sowie das wieder mit ausschweifenden Flötensoli gespickte Instrumentalstück Tinto Brass runden das Werk ab, das dann in Stop Swimming sanft ausklingt.

Stupid Dream ist in meinem persönlichen Ranking sowohl der Band als auch insgesamt ganz weit vorn mit dabei, und entgegen der Meinung, die ich der Fachpresse entnommen habe, denke ich, dass sich das Album keineswegs hinter seinem hoch gelobten "großen Bruder" In Absentia verstecken muss.

Anspieltipps:

Even Less
Don't Hate Me

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