Sonntag, 10. Oktober 2010

Live: Oceansize & Porcupine Tree

am 08.10.2010 in Karlsruhe

Bereits Monate vorher wusste ich, dass Porcupine Tree nach Karlsruhe kommen würden. Zunächst habe ich mich geärgert darüber, dass sie keines ihrer Konzerte im Rhein-Main-Gebiet angesetzt hatten. Ich habe lange überlegt, ob sich die weite Anfahrt  lohnt, zumal abzusehen war, dass ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein würde. Doch als mich dann die Nachricht erreichte, dass Oceansize als Support spielen würden, gab es für mich kein Halten mehr. Ungeachtet der Tatsache, dass ich diese Reise allein würde antreten müssen, kaufte ich mir ein Ticket. Gerade noch rechtzeitig, denn wie sich herausstellte, war der Brahmssaal des Karlsruher Kongresszentrums fast ausverkauft. So konnte ich für das ausschließlich mit Sitzplätzen ausgestattete Event noch einen Platz in einer der hinteren Reihen des Mittelrangs ergattern.

Der Platz vor dem Eingang zum Konzertsaal war nur spärlich gefüllt, als ich dort eintraf. Aber zum Beginn des Konzertes waren in dem offiziell ausverkauften Saal nur noch wenige Plätze frei. Ich schreibe übrigens bewusst Konzertsaal und nicht Halle, denn der Begriff würde nicht passen, wie man hier sehen kann...

Fast schon überpünktlich begann der Auftritt von Oceansize, die, wenn ich es richtig gesehen habe, ihren finalen Soundcheck kurz zuvor selbst vorgenommen hatten. Die Band trat mit viel Engagement und Spielfreude auf. Sie gaben eine gesunde Mischung  aus alten Stücken und Songs vom in der Fangemeinde kontrovers diskutierten neuen Album zum Besten. Allerdings habe ich ein paar Kritikpunkte anzumerken, die den Genuss zum Teil erheblich schmälerten. Zum Ersten war das Konzert viel zu laut. Es war deutlich lauter als  später der Auftritt der Hauptband. Die verzerrten Gitarren waren zum Teil richtig beißend, so dass es manchmal sehr schwierig war, der ohnehin nicht als leichte Kost bekannten Musik folgen zu können. Das ist meine Hauptkritik am Auftritt der Vorband, und wenn ich nur für diesen Auftritt die lange Fahrt auf mich genommen hätte, wäre ich schon eher enttäuscht gewesen. Was mich persönlich nicht gestört hat, aber der Band vielleicht mehr als nur höflich verhaltenen Applaus einbringen hätte können, war die Auswahl der Songs. Ich konnte in dem Bereich, in dem ich saß, ausmachen, dass viele der Anwesenden die Band gar nicht kannten. Wenn das Set mehr Songs enthalten hätte, zu denen der gemeine Porcupine Tree Fan besseren Zugang finden kann, hätten sie vielleicht den einen oder anderen neuen Fan für sich gewinnen können. Auch die Lautstärke der vielen harten Songs, die durch eben diese Härte noch extremer wirkte, tat ihr Übriges. Aber um das Konzert nicht kaputtzureden, muss ich noch einmal betonen, dass es für mich als bekennender Oceansize Fan ein klasse Auftritt der Band war. Und inwieweit sie für die Lautstärke selbst verantwortlich waren, werden wir wohl nie erfahren.

Youtube: Oceansize -- Unfamiliar (live in Manchester)

Nach kurzem Umbau und dem obligatorischen Staubsaugen (Steven Wilson spielt gern barfuß) war es endlich soweit: Porcupine Tree eröffneten den Reigen mit Even Less in der Extended Version. Es war einfach herrlich, die Stimmung war von Anfang bis Ende sehr gut. Steven Wilson war bester Laune, agierte gut mit dem Publikum, und auch den anderen Bandmitgliedern war die Spielfreude deutlich anzumerken. Der Sound war spitze, da kann ich keinerlei Kritik anbringen. Es war gut gemischt, und die Lautstärke war, im Gegensatz zum Oceansize-Auftritt, in deutlich erträglicherem Rahmen. Die Band spielte im ersten Teil einige ältere Stücke, zum Beispiel The Sky Moves Sideways oder Dislocated Day. Nach der Pause wurde zunächst das aktuelle Album behandelt, wobei Steven Wilson meinte, dass sie nach dieser Tour die Incident-Songs erstmal seltener gespielt werden würden. Alles in Allem war es eine sehr gute Mischung aus atmosphärischen, psychedelischen Stücken und harten Rocksongs, bei denen das Publikum voll mitging. Vor allem die intensiven "Longtimer" Anesthesize, das anfangs schon erwähnte Even Less und das als Zugabe gespielte grandiose Arriving Somewhere wurden vom den Zuschauern beinahe euphorisch gefeiert.

Youtube: Porcupine Tree -- Don't Hate Me (live in Chicago)

Müde, aber voller Glücksgefühle verließ ich gegen 23:30 den Ort des Geschehens. Der Abend, die lange Fahrt und die damit zsammenhängenden Unannehmlichkeiten, für all das wurde ich aufs Vollste entschädigt. Ich hoffe, dass ich bald wieder in den Genuss kommen werde, zwei so exzellente Band sehen zu dürfen.

Setlisten:
Oceansize 
Porcupine Tree 

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