Donnerstag, 5. Mai 2011

Revision: Long Distance Calling -- s.t.

Das Repertoire von Long Distance Calling ist ja mittlerweile ziemlich umfangreich, und der Sound trotz aller Individualität und Spezialität so breit aufgestellt, dass die Band schon bei einigen namhaften Vertretern ganz unterschiedlicher Genres im Vorprogramm auftreten konnten. Der neue Langspieler der Gruppe geht nun noch einen Schritt weiter, indem man versucht, aus der PostRock-Ecke, in die man irgendwie hineingerutscht ist und er hineingedrückt wurde, wieder etwas herauszukommen. Ende Februar erschienen, konnte die selbstbetitelte Platte sogar in den deutschen Album-Verkaufscharts landen. Worauf gründet sich dieser Erfolg?

Nun, zum einen weil die Band authentisch ist. Die fünf sympatischen Musiker setzen sich und ihre Gruppe keinen Zwängen oder Druck aus, sondern sie machen einfach Musik, so, wie sie gerade am besten passt. Das Album ist wie immer fast komplett instrumental. Es ist etwas weniger düster als die Vorgänger, aber mindestens genauso energiegeladen. 'Into The Black Wide Open', das Eröffnungsstück, beginnt mit den gesampelten Worten: "This is our planet. - NO, it's not!", das Stück selbst ist atmosphärisch und harmonisch und knüpft musikalisch da an, wo das Vorgängeralbum aufhörte. Hier hört man auch deutlich die PostRock-Einflüsse der Band heraus. Im folgenden Stück 'The Figrin D'an Boogie' besticht vor allem die groovige Bassline und ist auch aufgrund mehrerer Tempowechsel sehr vielseitig. 'Invisible Giants' beginnt ein wenig indiehaft, um dann aber ähnlich groovende Gitarren und stampfende Beats aufzuweisen wie der Vorgänger. Raffinierte Riffs fliegen durch die räumliche Klangwelt, und auch hier sorgen Tempowechsel für ordentlich Abwechslung. 'Timebends' ist deutlich vom Blues angehaucht, zu Anfang findet man hier verspielte E-Piano- und Gitarrenakkorde. Im weiteren Verlauf bekommt aber auch dieser Song seinen typischen LDC-Anstrich. 'Arecibo' beginnt mit kraftvollen Riffs und schlägt eine etwas härtere Gangart an als seine Vorgänger. Schwere, zerstörerische Klangwände bereiten die Bühne für 'Middleville', der obligatorische Song mit Gesang, der auf jedem Album der Band bisher vorhanden war. Diesmal kommt die Stimme von John Bush, Sänger von Armored Saint, dem der Song quasi auf die Stimmbänder geschneidert wurde. Die harte, kratzige Metal-Stimme bekommt hier genau den richtigen Rahmen, um sich austoben zu können. Danach klingt das Album mit 'Beyond the Void' wieder etwas ruhiger und mit fast ein wenig verträumten, harmonischen Gitarrenklängen aus.

Die hohe musikalische Qualität, die diese Band von Beginn ihrer Schaffenszeit an auszeichnete, setzt sich in diesem Album fort und findet hier sogar seinen Höhepunkt. Harte, rockige und dennoch harmonisch weiche Instrumentalstücke verschmelzen zu einer homogenen Einheit voller Abwechslung und Höhepunkte. Das etwas offenere Album wird erfolgreich von den Hörern angenommen und verspricht etwa eine Stunde musikalischen Hochgenuss. Und wer sich die Special Edition leistet, bekommt sogar noch eine Live-CD mit dazu. Fazit: Unbedingt empfehlenswert!

Anspieltipp:

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