Donnerstag, 21. November 2013

Live: Karnivool & The Intersphere 03.11.2013 Schlachthof Wiesbaden

Was macht man an einem Tag mit miesem Herbstwetter? Richtig, Indoor-Aktivitäten! Das Konzert von Karnivool stand schon länger auf der Agenda, und die Nachricht, dass The Intersphere als Vorgruppe auftreten sollten, sorgte im Vorfeld für zusätzliche Freude. Schließlich hatten diese ja in der Vergangenheit schon live überzeugen können, wie hier schon zu lesen war.

Zunächst ein paar Worte zur Location, für alle, die den neuen Schlachthof in Wiesbaden noch nicht kennen. Die neue Halle ist um Einiges größer als der alte Bau. Der durchaus charmante industrielle Look des einsturzgefährdeten Originals wurde nicht übernommen, man setzte offenbar auf moderne Schlichtheit, mit grauen Betonwänden und grauen Betonträgern in der Decke. Links der Bühne sorgt ein weitläufiger Getränkestand für Erfrischung, allerdings ist man beim Lesen der Preise schon erfrischt genug. Aber das ist ja leider Standard heutzutage, dass man 2,50€ für ein 0,3L Getränk bezahlt.
The Intersphere beginnen pünktlich, und gewohnt kraftvoll. Man könnte von Routine sprechen. Doch es ist mehr als das. Aus Platzgründen agieren alle vier Musiker in einer Reihe direkt am Bühnenrand. Trotzdem ist viel Bewegung auf der Bühne, und vor allem Schlagzeuger Moritz Müller spielt wie ein Besessener, bereichert die Songs immer wieder um technisch hochwertige und interessante Fills, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen, und stößt zum Ende hin fast noch Teile seines Instruments von der Bühne. Aber auch die Jungs an den Gitarren geben alles, und Sänger Christoph Hessler animiert das Publikum. Und der Funke springt definitiv über. Eine bessere Eröffnung können sich Karnivool nicht wünschen. Der Sound ist sehr gut, die Songs sind eingängig, aber dennoch mit einer Note Prog, und sie haben die nötige Härte, um die Zuschauer in Bewegung zu versetzen. Die Mannheimer werden nach einer knappen Stunde umjubelt verabschiedet. Es war wieder einmal eine Freude. Prädikat Empfehlenswert!
Karnivool beginnen kurz nach zehn mit Songs vom neuen Album. Die sind sperrig, die sind düster, die sind atonal und polyrhythmisch, ein starker Kontrast zu den strukturierten und harmonischen Songs der Vorgruppe. Sänger Ian Kenny visualisiert die Musik mit gollumhaften Tanzbewegungen und wirft, von hinten beleuchtet, gigantische Schatten aufs Publikum. Im Kontrast dazu schneidet er mit seiner kristallklaren Stimme durch das Gewirr aus dröhnendem Bass, vertrackten düsteren Gitarrenriffs und frickeligem Schlagzeug und fügt der Dunkelheit das Licht hinzu, das die Musik zum Schweben bringt. Der Sound ist auch hier sehr gut, die Stimme kommt optimal zur Geltung, und die Instrumente grenzen sich gut voneinander ab. Die fünf Musiker sind konzentriert, aber leidenschaftlich bei der Sache und spielen alte wie neue Songs mit gleichbleibender Sicherheit und Begeisterung, die auch gut ins Publikum transportiert wird. Vor allem bei den älteren Songs gehen die Zuschauer euphorisch und textsicher mit. Ian Kenny ist bester Laune, immer für einen lockeren Kommentar gut, und stimmlich ohne auch nur den kleinsten Ausrutscher, fast schon unheimlich gut. Leider ist der Spaß nach etwas mehr als eineinhalb Stunden schon wieder vorbei, viele gute Stücke, vor allem von der ersten Platte der Band, blieben ungespielt. Das ist aber auch alles, was es zu bemängeln gibt.

Fazit: Beide Bands haben auf ganzer Linie überzeugt, ebenso wie die Location mit ihrer sehr guten Akustik. Dementsprechend war es ein Abend, der sich auf ganzer Linie gelohnt hat. Wer auch immer die Möglichkeit hat, diese Bands live zu sehen, sollte auf jeden Fall zuschlagen!

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